Kinderheilkunde

Prävention
Mundhygiene

Zähneputzen

Die Zähne selbst sollten mit der richtigen Putztechnik mindestens zweimal täglich 2 bis 3 Minuten geputzt werden. Kritische Punkte bei der Zahnpflege sind die Zahnzwischenräume und der Übergang der Zähne zum Zahnfleisch. Schlecht geputzt, bildet sich in diesen Bereichen eine Plaque-Schicht, die sich auch bei Kindern zum Zahnstein verfestigt.

Für Kinder ist eine gründliche Zahnreinigung zunächst nicht einfach; eine effektive Reinigung erfordert nämlich eine gewisse Systematik und Gründlichkeit, die die Geduld der Kinder vielfach überfordert. Darüber hinaus entwickelt sich die hierfür erforderliche Motorik nur schrittweise; vor dem Ende des 6. Lebensjahres ist ein Kind „technisch“ nicht in der Lage, sich die Zähne selbst gründlich zu putzen. Für die Eltern ist es ratsam, die Kinder mit Geduld beim Zähneputzen zu begleiten und bis zum Eintritt in die Schule auch „nachzuputzen“.

 

Zahnbürste und Zahncreme

Spezielle Kinderzahnbürsten haben einen kleinen Bürstenkopf, der Stiel ist lang, so dass die Kinder gut greifen können, nicht zu dünn und am Ende abgerundet. Grundsätzlich sollte die Zahnbürste alle 8 – 12 Wochen erneuert werden.
Elektrische Zahnbürsten erleichtern dem Erwachsenen das Nachreinigen der Kinderzähne und die Wirkung ist vermutlich besser als bei Handzahnbürsten, da sie um ein Vielfaches mehr Putzbewegungen ausführen, die mit der Hand nicht möglich wären. Allerdings ist wichtig zu wissen, dass die Reinigung mit einer elektrischen Bürste keine Zeitersparnis bringt und nur bei korrekter Anwendung eine effiziente Wirkung hat. Entscheidend für den Erfolg sind der Zeitpunkt des Putzens und die Putzdauer.

Kinderzahncreme hat einen guten Reinigungseffekt und den richtigen Fluoridgehalt und ist so konzipiert, dass sie für die Kinder unschädlich ist; bis zum 4. Lebensjahr wird die Zahnpasta meist verschluckt.

Zahnseide, Superfloss und Interdentalbürsten erleichtern und unterstützen die Reinigung der Zahnzwischenräume.

 

Plaque-Tests bei Kindern

Besonders eindrucksvoll für Kinder ist das Anfärben der Plaquebakterien mit so genannten Plaque-Revelatoren. Färbemittel für den Hausgebrauch gibt es in Apotheken und Drogerien in Tablettenform, als Lösung oder als mit Lösung getränkte Wattekügelchen. Besonderen Effekt bietet das Differentialfärben mit Lebensmittelfarbstoffen. Ältere Plaque werden rötlich gefärbt und jüngere bläulich. Es lässt sich somit gut erkennen, wo schon lange nicht mehr und wo erst kürzlich schlecht geputzt wurde.

 

Zahngesunde Ernährung

„Zucker schadet den Zähnen“.
Hinter diesem Satz verbirgt sich viel Wahres. Doch obwohl dies allen, Kindern wie Erwachsenen, bekannt ist, schaffen es nur wenige Patienten, ihre Zähne und ihr Zahnfleisch gesund zu erhalten. Voraussetzung dafür ist auch eine ausgewogene Ernährung.

Warum ist nun aber Zucker für die Zähne so schädlich?
Zucker schädigt die Zähne nicht direkt sondern dient den Bakterien in den Zahnbelägen als Nahrung. Sie gewinnen daraus ihre Energie, und aus den Zuckermolekülen entstehen Säuren. Diese Säuren sind es, die den Zahn angreifen und schließlich zur Karies führen können. Außerdem sorgt der Zucker dafür, dass die Bakterien fest an der Zahnoberfläche anhaften. Ohne Zahnbelag und seine Bakterien könnte daher selbst viel Zucker die Zähne nicht schädigen. Bei perfekter Zahnpflege hätten wir auch keine Karies.

Aber: Wohl kaum einer schafft es, seine Zähne regelmäßig absolut sauber zu halten. Deshalb ist eine ausgewogene zahnfreundliche Ernährung zur Gesunderhaltung der Zähne so wichtig.

Reduzieren Sie die Anzahl zuckerhaltiger Zwischenmahlzeiten. Eine ganze Tafel Schokolade mit einem Mal aufzuessen, ist zwar auch nicht gerade gesund, schädigt aber die Zähne weniger, als in kleinen einzelnen Stücken über den ganzen Tag verteilt zu naschen. Wenn es gelingt, die Anzahl zuckerhaltiger Zwischenmahlzeiten zu reduzieren, dann tun wir sehr viel Gutes für unsere Zähne. Das sollte ein Ansporn sein!

Leider ist Zucker auch in sehr vielen anderen Lebensmitteln außer den Süßigkeiten enthalten. Wenn Sie einmal darauf achten, werden Sie sich wundern. Besonders müssen wir dabei auch an die vielen Erfrischungsgetränke, wie Obstsäfte, Limonaden, Cola und oft auch Tees denken. Nach dem abendlichen Zähneputzen darf es nichts Süßes mehr geben, beim „Betthupferl“ oder dem süßen „Schlaftrunk“ kann es keinen Kompromiss geben.

Einige Nahrungsmittel enthalten selbst Säuren, und diese Säuren können die Zähne schädigen, ohne dass Bakterien beteiligt sind. Derartige Schäden sind zwar keine Karies, aber auch sie können sehr unangenehm sein und sind vermeidbar. Säurehaltige Nahrungsmittel sind unter anderem Obst, Säfte und Erfrischungsgetränke, aber auch Salatdressings.

Doch auch hier gilt: In normalen Mengen verzehrt tritt kein Schaden auf, erst bei stark erhöhtem und häufigem Verzehr solcher Nahrungsmittel können Schäden auftreten. Patienten, die schon Zahnschäden durch Nahrungssäuren haben, sollten die Zähne direkt nach dem Genuss saurer Speisen und Getränke nicht putzen. In der Patienteninformation zu den Zahnerosionen ist hierzu mehr zu erfahren.

Wenn Sie diese Ratschläge befolgen, haben Sie schon viel für die Gesunderhaltung Ihrer Zähne getan. Weitere Erläuterungen zur Vorbeugung vor Zahnschäden und Hinweise hierzu speziell für Sie und Ihre Familie erhalten Sie bei Ihrem Zahnarzt.

Zahnschmelzhärtung

Fluoride sind Salze des chemischen Grundstoffes Fluor. Sie sind ein natürlicher Bestandteil aller Lebewesen und kommen in Spuren überall in der Natur vor. Beispielsweise sind sie im Meerwasser, in Knochen, auch im menschlichen Skelett, vielfach im Trinkwasser und in einigen pflanzlichen Nahrungsmitteln enthalten.

Wie wirken Fluoride?
Fluoride wirken auf drei verschiedenen Wegen:
Fluoride lagern sich auf dem Zahnschmelz an und bilden dort eine Schutzschicht, weil sie auch in den Zahnschmelz eindringen, erhöhen sie so dessen Widerstandskraft.
Fluoride können kleinere Schäden des Zahnschmelzes reparieren (Remineralisation)
Fluoride hemmen die Bildung von Belägen auf den Zähnen und das Wachstum von Bakterien.

Regelmäßiger Zahnarztbesuch

Zu einer sinnvollen Zahnprophylaxe gehört auch der halbjährliche Zahnarztbesuch. Frühzeitig erkannte Schäden lassen sich heute unter günstigen Bedingungen rückgängig machen (remineralisieren), in ihrer Ausbreitung aufhalten oder aber wenigstens sehr substanzschonend beheben. Kinder und Jugendliche sollten deshalb zweimal im Jahr zur Kontrolle ihren Zahnarzt / ihre Zahnärztin aufsuchen.

Worauf achten die Zahnärzte?
Ist die Mundhygiene in Ordnung ?
Liegen Fehlstellungen der Zähne vor?
Beginnt irgendwo Karies?
Sind die tiefen Grübchen in den Zähnen kariös?
Müssen Zähne direkt nach dem Durchbruch versiegelt werden?

Vorsorge für später
Ein weiterer Grund für den regelmäßigen Zahnarzt-Besuch ist das Bonussystem der gesetzlichen Krankenkasse. Denn zu den Gesamtkosten eines notwendigen Zahnersatzes zahlt Ihre gesetzliche Krankenkasse im Regelfall einen Zuschuss (Ausnahme: Härtefall).

Dieser erhöht sich um einen Bonus von 20 Prozent, wenn der Gebisszustand des Versicherten eine regelmäßige Zahnpflege erkennen lässt und der Versicherte sich während der letzten fünf Jahre vor Beginn der Behandlung bis zum 18. Lebensjahr halbjährlich, später wenigstens einmal in jedem Kalenderjahr hat zahnärztlich untersuchen lassen. Das Bonusheft gibt der Zahnarzt / die Zahnärztin an Patienten ab dem 12.Lebensjahr aus.

Der Bonus erhöht sich um weitere 10 Prozent, wenn der Nachweis für die letzten zehn Kalenderjahre erbracht werden kann. Für die allgemeine Zahnbehandlung müssen Sie lediglich die Krankenversicherungskarte Ihres Kindes beim Zahnarzt vorlegen, damit Ihnen kein finanzieller Aufwand entsteht.

Zahnentwicklung

Die ersten Zähne erscheinen in der Regel zwischen dem sechsten und achten Monat, es sind die Schneidezähne. Danach folgen fast immer ab dem 12. bis 16. Monat die Eckzähne und in mehrmonatigen Abständen die Milch-Mahlzähne hinter den Eckzähnen und zwischen dem 20. und 40. Monat die hinteren Mahlzähne. Ungefähr im Alter von zweieinhalb bis drei Jahren ist das Milchzahngebiss vollständig.

Milchzähne erfüllen wichtige Aufgaben, unter anderem als Wegbereiter und Platzhalter für die bleibenden Zähne oder für den Spracherwerb.

Zwischen dem 6. und 16. Lebensjahr vollzieht sich in der Regel der so genannte Zahnwechsel. Das Gebiss setzt sich in dieser Phase aus noch vorhandenen Milchzähnen und aus neu erschienenen bleibenden Zähnen zusammen. Der Wechsel beginnt mit etwa sechs Jahren mit dem „Sechsjahrmolaren“. Danach brechen die vorderen ersten Schneidezähne durch, es folgen die seitlichen Schneidezähne. Ungefähr nach einer einjährigen Pause kommt es zur zweiten Phase des Zahnwechsels: Zwischen dem 9. – 10. Lebensjahr erscheinen Eckzähne und vordere Backenzähne, mit etwa 12 Jahren der zweite bleibende Backenzahn und ab dem 16. Lebensjahr die dritten Backenzähne, die so genannten Weisheitszähne.

Zu einem komplikationsfreien Zahnwechsel kann man unter anderem durch regelmäßige Kontrolluntersuchungen, eine intensive Zahnpflege und bei einem frühen Milchzahnverlust durch Lückenhalter beitragen.

Kinderzahnbürste

Ab einem Alter von drei bis vier Jahren kann Ihr Kind seine Zahnbürste selbst benutzen. Es gibt spezielle Kinderzahnbürsten, die für Kinder leicht zu handhaben sind. So sind sie bei ihrer Mundhygiene motivierter. Denken Sie beim Putzen bitte daran, etwa bis zum Schuleintritt Ihres Kindes regelmäßig zu kontrollieren und auch nachzuputzen.

Ob Ihr Kind besser mit einer elektrischen oder einer manuellen Zahnbürste umgehen kann, stellen Sie oder es selbst meist schnell fest, generell sind beide Varianten gut geeignet. Bei elektrischen Kinderzahnbürsten gibt es Modelle, die Musik erklingen lassen. Das kann für das spielerische Einüben des Putzens und die Motivation Ihres Kindes hilfreich sein.

Achten Sie bei der Kinderzahnbürste auf folgende Dinge:
Die Borsten müssen abgerundet sein. Sie können es mit bloßem Auge zwar nicht erkennen – aber die gängigen Markenzahnbürsten für Kinder weisen in aller Regel abgerundete Borsten auf.

Kleiner Bürstenkopf
Damit kann Ihr Kind seine Backenzähne hinten im Mundraum leichter erreichen. Das ist wichtig, weil sich gerade dort häufig Karies entwickelt.
Und: Die ersten bleibenden Zähne, die durchbrechen, sind die Backenzähne hinter den Milchbackenzähnen. Oft hat Ihr Kind noch gar nicht bemerkt, dass es bereits die ersten richtigen Zähne hat. Wird das Putzen bei den hinteren Zähnen vernachlässigt, trifft Karies oft die ersten bleibenden Backenzähne.

Dicker Griff und „Rutschbremse“
Für eine kleine Kinderhand ist es einfacher, eine Bürste mit dickem Griff zu umfassen. Besitzt dieser auch noch eine Riffelung, kann sie beim Putzen nicht so leicht weggleiten. Die Zahnbürste sollte gut nachgeben, damit Ihr Kind nicht zu fest auf das Zahnfleisch drückt. Erklären Sie Ihrem Kind, dass es genügt, die Zähne und das Zahnfleisch mit leichtem Druck zu „massieren“. Achten Sie auf Kunststoffborsten. Naturborsten sind anfällig dafür, dass sich Bakterien anheften und vermehren. Unter dem Mikroskop könnten Sie sehen, dass solche Borsten im Gegensatz zu Kunststoffborsten eine raue Oberfläche haben, auf der sich Bakterien leichter festsetzen.
Wechseln Sie die Zahnbürste alle vier bis acht Wochen aus.

Kinderzahncreme

Mit ca. zwei bis drei Jahren können Sie damit beginnen, Ihrem Kind das eigenständige Zähneputzen zu erklären und es mit ihm einzuüben. Kaufen Sie eine spezielle Kinderzahncreme. Sie enthält die richtige Menge Fluorid. Fluorid ist zwar generell wichtig für den Aufbau unserer Zähne, aber eine zu hohe Menge kann auf lange Sicht schädlich sein und zum Beispiel zu weißen Flecken auf den Zähnen führen.

Da die Kinder beim Zähneputzen oft ein wenig Zahnpasta verschlucken, empfehlen Experten einen Fluoridgehalt von 500 ppm. Erwachsenenzahnpasta ist für Kinder ungeeignet, da sie normalerweise dreimal so viel Fluorid enthält. Achten Sie also beim Kauf der Kinderzahnpasta darauf, die entsprechende Angabe finden Sie auf der Tube.

Ab dem sechsten Lebensjahr sind Kinder in der Regel in der Lage, die Zahnpasta vollständig auszuspucken und können daher eine Pasta mit normalem Fluoridgehalt (1000 bis 1500 ppm bzw. 0,1 bis 0,15 Prozent) benutzen. Vielen Kindern ist der Geschmack der gängigen Erwachsenen-Zahnpasten noch zu scharf. Probieren Sie mit Ihrem Kind aus, welche es mag.